Mit der Super Chronomat lässt Breitling ein Modell aus den 1980er Jahren wieder aufleben – inklusive Rollarmband mit integriertem GMT-Modul. In diesem Beitrag aus den WatchTime-Archiven testen wir sie in der Praxis.
Wenn es um mechanische Uhren geht, die in den 80er Jahren eingeführt wurden, sind nicht viele Modelle heute noch in Erinnerung. Aber die Chronomat von Breitling ist eine der einprägsamsten. Mit den verschraubten Zeigern auf der Lünette, der halbrunden Krone und dem markanten Rollenarmband mit optionalem integriertem GMT-Modul entsprach sie dem Zeitgeist und hob sich gleichzeitig von der Masse ab.
Die Chronomat lebte bei Breitling als Uhrenlinie weiter, wurde aber optisch an den sich wandelnden Zeitgeist angepasst. Mit der Premiere der überarbeiteten Chronomat im Jahr 2020 nahm die Manufaktur viele Merkmale des ursprünglichen Designs wieder auf. Breitling folgte 2021 mit der Premiere der 44-mm-Super Chronomat, unserer Testuhr, die auch die kleine GMT-Quarzuhr im Armband wieder aufleben lässt. Anstatt einen historischen Chronographen einfach wiederzubeleben, hat Breitling ihn für die Gegenwart adaptiert und aktualisiert und damit einen Stil kultiviert, den Markenchef Georges Kern gerne als “modern retro” bezeichnet. Dies zeigt sich vor allem in der markanteren Gestaltung des Gehäuses, der modernen schwarzen Keramiklünette und dem zeitlosen Design des Zifferblatts.
Modernes Retro
Das Stahlgehäuse ist nicht mehr rund wie das Original aus den 80er Jahren. Es ist satiniert mit glänzend polierten Kanten und einem aufgesetzten Kronenschutz, der wie das Gehäuse ebenfalls profilierte Linien und abwechselnd matte und glänzende Oberflächen aufweist. Die kannelierte Krone und die Drücker erinnern an das Original, und die Aufzugskrone ist leicht gewölbt. Zwei neue Details: Die Drücker des Chronographen sind verschraubt und bestehen teilweise aus schwarzer Keramik. Dasselbe kratzfeste Hightech-Material wird für die kalibrierte Skala der Drehlünette und für die Einlagen in den Cursorn der Lünette verwendet. Ansonsten sind die drehbare Lünette und das markante Armband die beiden Merkmale, die am deutlichsten auf das Originalmodell verweisen. Der historische Bezug wird außerdem durch die 12 charakteristischen, nicht versenkten Schrauben entlang des Lünettenrands und die vier auf der Lünette angebrachten Cursoren zur Anzeige von 0, 15, 30 und 45 Minuten unterstrichen.
Wie bei den Originalmodellen können die beiden Markierungen für 15 und 45 ausgetauscht werden, um eine Countdown-Skala zu erstellen. Übrigens sind die Kanten der Cursors weniger scharf als früher. Die Lünette lässt sich nur in eine Richtung drehen, so dass diese Fliegeruhr auch für Taucher geeignet ist – und das umso mehr, als ihr robustes Gehäuse bis zu einer Tiefe von 200 Metern druckfest ist. Der Nullindex auf der Lünette leuchtet im Dunkeln, ebenso wie die Ziffern 15, 30 und 45: Diese praktischen Funktionen verbessern die Ablesbarkeit bei Nacht.
Das Design des Zifferblatts bewahrt die Stabindexe im Stil der 80er Jahre und die scharfen Zeigerspitzen, während der Flansch mit seiner Tachymeterskala und der Hundertstelkalibrierung dem Original treu bleibt. Die Zeiger und Indizes haben jetzt größere polierte Flächen und wirken dadurch eleganter. Die Hilfszifferblätter sind silbern hervorgehoben und teilweise mit konzentrischen Rillen verziert. Der Sekundenzeiger sieht dank seiner roten Farbe recht sportlich aus. Leider heben sich die kleinen silbernen Zeiger nicht sehr stark vom silbernen Hintergrund der Hilfszifferblätter ab, was die Ablesbarkeit etwas erschwert, obwohl Leuchtmasse auf den Zeigern die Ablesbarkeit im Dunkeln verbessert. Breitling hat die Datumsanzeige symmetrisch und unauffällig in den Stundenzähler bei der 6 integriert. Das GMT-Modul ist nicht besonders groß, aber groß genug, um sowohl bei Tag als auch bei Nacht gut lesbar zu sein. Die trapezförmige Trägerplatte des Moduls und die 5-Minuten-Kalibrierungen auf der Skala entlang der breiten Lünette erinnern ebenfalls an das Originalmodell.
Rouleaux-Armband
Das Rouleaux-Armband ist die größte Hommage an das historische Modell. Der Name des Armbands ist treffend gewählt, denn rouleaux ist das französische Wort für “Rollen”. Wer genau hinsieht, erkennt, dass jedes Glied des Armbands aus zwei leicht ovalen Elementen besteht. Zwei Ringe an jeder zweiten Rolle verbinden benachbarte Glieder und ähneln ihren Vorgängern am Originalarmband. Wie damals kontrastieren die polierten Oberflächen der Ringe mit der satinierten Oberfläche des Hauptteils des Glieds. Die abgeschrägten und polierten Kanten des Armbands passen zum Gehäuse. Das Design des Armbands verhindert, dass es die Härchen auf der Oberseite des Handgelenks einklemmt und sorgt für einen angenehmen Sitz am Arm. Für einen sicheren Halt und eine einfache Bedienung sorgt die fast unsichtbare Schmetterlingsschließe, die nicht unangenehm auf die Unterseite des Handgelenks drückt. Der Verschluss lässt sich sogar noch einfacher bedienen, da es keinen Unterschied macht, welche Seite man beim Schließen zuerst herunterdrückt. Auch hier ist die Verarbeitung sauber und die Spaltmaße zwischen benachbarten Bauteilen sind gering.
Nachdem Sie diese Uhr vom Handgelenk genommen haben, können Sie durch das Saphirglas auf dem Gehäuseboden das Manufakturkaliber bewundern. Die schöne Architektur des Breitling Calibre 01 offenbart viele Mechanismen des Chronographen. Breitling geizt hier nicht mit Verzierungen: Sonnenschliffmuster, Genfer Wellen, polierte Schraubenköpfe, abgeschrägte und polierte Kanten gehören zu den ansprechenden Details. Die Grundplatte hingegen ist nicht poliert, und die Hebel und Federn sind massiv, aber gestanzt und nicht gefräst. Diese Details lassen vermuten, dass die Konstrukteure von Breitling auch die Kosten für die Herstellung des Uhrwerks im Auge hatten. Doch die Manufaktur spart nicht am Kontrollmechanismus des Chronographen, der sich auf ein gut sichtbares Säulenrad stützt. Dieses traditionelle und ausgeklügelte System reduziert zudem den Druck, der nötig ist, um die Knöpfe des Chronographen zu betätigen.
Dennoch ist ein mäßiger Kraftaufwand erforderlich, um den Chronographen zu starten. Das liegt an der Hebelübersetzung, mit der das Säulenrad beim ersten Start den Nullstellhebel von den Nullstellherzen wegbewegt. Danach ist weniger Druck erforderlich, um den Chronographen zu stoppen und wieder auf Null zu stellen. Übrigens: Die Drücker müssen vor der Inbetriebnahme von Hand abgeschraubt werden.
Unterstützung beim Anfahren
Erfreulicherweise ist das Hemmungsrad mit Stoßdämpfern ausgestattet, so dass es Stößen besser standhalten kann. Die Feineinstellung der Gangart erfolgt mit Hilfe eines Reglers. Vorhanden, aber versteckt: eine moderne vertikale Kupplung, die zuverlässig verhindert, dass der Sekundenzeiger beim Starten des Chronographen springt oder zittert. Das Werk rückt nicht nur das Datum sofort vor, sondern ermöglicht es seinem Benutzer auch, den Kalender und die Zeitanzeige um Mitternacht zu verstellen, ohne die darunter liegenden Mechanismen zu beschädigen. Die lange Gangreserve von 70 Stunden ist ein weiteres willkommenes Merkmal. Dieses Intervall ist lang genug, um die Super Chronomat am Freitagabend aus- und am Montagmorgen wieder anzulegen, ohne die Aufzugsfeder aufziehen oder die Anzeigen neu einstellen zu müssen.
Breitling lässt zudem alle Uhrwerke auf chronometergerechte Ganggenauigkeit prüfen. Unser Zeitmessgerät hat dementsprechend gute Werte gemessen: Die Abweichungen zwischen den einzelnen Positionen blieben zwischen +1 und +5 Sekunden pro Tag, die berechnete durchschnittliche tägliche Abweichung lag bei erfreulich niedrigen 3,8 Sekunden, und die Amplitude der Unruh nahm nur geringfügig ab, wenn der Chronograph eingeschaltet war. Das Tragen dieses Modells mit laufender Stoppuhr verbessert die Ganggenauigkeit geringfügig, so dass die Uhr die Zeit mit einem sehr geringen Gewinn von nur 3 Sekunden pro Tag hält.
Unsere Testuhr überzeugt technisch und optisch trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihrer Kombination aus Retro- und modernen Elementen. Die Super Chronomat ist ein bisschen wie der Bentley der Uhrenwelt: stattlich, ebenso sportlich wie elegant, akribisch verarbeitet und mit dem GMT-Modul liebenswert schrullig.
MERKMALE:
Hersteller: Breitling Chronometrie, Allée du Laser 10, 2300 La Chaux-de-Fonds, Schweiz
Referenznummer: AB0136251B1A2
Funktionen: Stunden, Minuten, kontinuierlich laufende Sekunden auf einem Hilfszifferblatt, Chronograph mit zentralem Sekundenzeiger und Zählern für 30 abgelaufene Minuten und 12 abgelaufene Stunden, Datumsanzeige, zweite Zeitzone auf kleiner, in das Armband integrierter Quarzuhr
Uhrwerk: Manufakturkaliber 01, Automatik, Chronometer, 28.800 Umdrehungen pro Stunde, Sekundenstopp, Schnellverstellung des Datums, 47 Lagersteine, Feinregulierung über Regulator und Exzenterschraube, Kif-Stoßsicherung, Glucydur-Unruh, 70 Stunden Gangreserve; Durchmesser = 30 mm, Höhe = 7,2 mm
Gehäuse: Edelstahlgehäuse mit Keramiklünette, flaches, beidseitig entspiegeltes Saphirglas, verschraubte Krone und Drücker, Vollgewindeboden mit Fenster aus Saphirglas, wasserdicht bis 200 m
Armband und Schließe: Edelstahlarmband mit sicherer Schmetterlingsschließe
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden, mit ausgeschaltetem/eingeschaltetem Chronographen):
Zifferblatt aufwärts +4/+4
Zifferblatt abwärts +5/+5
Krone oben +1/0
Krone unten +5/+5
Krone links +5/+4
Größte Abweichung 4/5
Durchschnittliche Abweichung +3,8/+3
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Lagen 285°/279°
Hängende Lagen 254°/246°
Abmessungen: Durchmesser = 44 mm, Höhe = 14,45 mm, Gewicht = 213 g
Variationen: Ohne GMT-Modul (Ref. AB0136251B1A1, $9.000); mit Kautschukarmband und ohne GMT-Modul (Ref. AB0136251B1S1, $8.500); mit rotgoldenem Gehäuse und Kautschukarmband (Ref. RB0136E31Q1S1, $23.650)
Preis: $10.000
PUNKTE:
Armband und Schließe (max. 10 Punkte): Eine saubere Verarbeitung und ein hervorragendes
Design zeichnen sowohl das auffällige Rouleaux-Armband als auch die Schmetterlingsschließe aus. 9
Gehäuse (10): Abwechselnd satinierte und polierte Oberflächen, hohe Druckbeständigkeit, drehbare Lünette mit kratzfesten Keramikkalibrierungen und verschraubten Zeigern. 8
Zifferblatt und Zeiger (10): Fein detailliertes Zifferblatt mit applizierten Indexen, vertiefte kontrastierende Hilfszifferblätter mit konzentrischen Rillen, Flansch mit aufgedruckten Skalen. 9
Gestaltung (15): Gelungene Mischung aus modernem und Retro-Design mit ansprechenden Anklängen an den Chronomat aus den 1980er Jahren. 13
Ablesbarkeit (5): Reichlich Leuchtmasse, auch auf der Lünette, verbessert die Ablesbarkeit in der Nacht, aber der geringe Kontrast zwischen Zeigern und Zifferblatt behindert das schnelle Ablesen der Uhrzeit und der verstrichenen Zeit am Tag. 3
Bedienung (5): Die verschraubten Drücker erschweren die Bedienung etwas, aber es ist nur wenig Kraft erforderlich. Die verschraubte Krone und die drehbare Lünette sind leicht zu bedienen. Das Uhrwerk ist mit einer Sekundenstopp-Funktion ausgestattet, die das sekundengenaue Einstellen der Zeit erleichtert. 4
Tragekomfort (5): Das Stahlarmband ist bequem, aber es fehlt ein Mechanismus zur Schnellverstellung. 4
Uhrwerk (20): Das hübsch dekorierte Manufakturkaliber besticht durch ein Säulenrad und eine vertikale Kupplung für den Chronographen, eine blitzschnelle Datumsanzeige und eine lange Gangreserve. 18
Gangresultate (10): Leichter Zuwachs und nur geringe Abweichungen zwischen den einzelnen Positionen. 9
Gesamtwert (10): Alles in allem ein vernünftiger Preis, aber Käufer, die sich für das GMT-Modul entscheiden, müssen einen teuren Aufpreis (1.000 $) zahlen. 8
Insgesamt: 85 PUNKTE